Vor einigen Jahren fiel mir im Notenschrank eines befreundeten Kollegen ein Buch auf: Der Einband zeigt die Detailaufnahme eines Orgelprospekts mit halbkreisförmig, horizontal angeordneten Pfeifen, in deren Zentrum ein Gesicht gemalt ist. Der Titel: L’orgue baroque espagnol– eine Sammlung barocker Orgelstücke, die Francis Chapelet in den 1980-er Jahren herausgab. In schöner Handschrift verfasst, sorgfältig spartiert, mit Hinweisen zur Verzierungs- und Improvisationstechnikversehen und mit kleinen Zeichnungen geschmückt, machte dieses Buch einfach Lust, darin zublättern. Dabei entdeckte ich Passagen, die mir sofort ins Auge fielen: Das waren doch eindeutig Motive, wie ich sie aus der Trompetenliteratur dieser Zeit kannte! Stücke wie die Piezas de Clarinesoder der Marcha por Clarines gaben einen eindeutigen Bezug, und vereinzelt war auch der Hinweis „Clarin“ zu lesen. Natürlich bezog sich dieser auf das spezielle Orgelregister, die Clarines, also die spanischen Trompeten. Ein Zungenregister, welches horizontal aus dem Orgelprospekt in den Raum ragt und die Naturtrompete in Form und Klang imitiert. Auffallend war, dass die betreffenden Passagenden Ambitus und den Tonvorrat einer echten Naturtrompete verwendeten:
Die Idee zum Projekt

Zur Erklärung: Die Naturtrompete hat im unteren, dem Prinzipalregister, nur den Dreiklang der Grundtonart und im oberen Clarinregister nur Ganztonschritte mit wenigen, nur bedingt brauchbaren Halbtonschritten zur Verfügung: Das legt für mich den Schluss nahe, dass die Komponisten jener Stücke an diesen Stellen wirklich eine Naturtrompete gehört haben und diese mit der Orgel imitierten. Was liegt dann wiederum für einen Trompeter näher, als genau diese Passagen auf der Naturtrompete zuspielen? Die Idee von PROYECTO CLARIN war geboren! Diese beinhaltet neben der vorliegenden Tonaufnahme auch die Aufbereitung und Herausgabe des Notenmaterials